Komponisten gab es viele und (entgegen weitläufiger Vermutungen) gibt es viele. Vielleicht zu viele, wenn man die Szene genauer kennt. Vielleicht aber auch zu wenige, wenn man die Szene genauer kennt. Und zwar sind es zu wenig der guten Komponisten, denen man heute begegnet. Denn unzweifelhaft lebt und arbeitet international eine große Menge an mittelmäßigen Komponisten, und eine noch größere Menge an Schmierfinken in dieser Branche.

Denken wir an vergangene Epochen denken wir unweigerlich an Namen wie Bach, Mozart, Schumann, Strauss. Zu jeder Epoche fällt uns eine Unmenge an herausragenden Komponisten ein. Doch man darf nicht dem naheliegenden Trugschluss erliegen, dass die Szene früher nur von den Größten der Großen dominiert wurde, und diese Zeiten mit den heutigen nicht vergleichbar sind.

Was man hierbei nämlich berücksichtigen muss ist ganz einfach der Filter der Zeit. Auch früher gab es eine Vielzahl mittelmäßiger und eine Menge schlechter Komponisten. Sie gerieten im Laufe der Jahrhunderte nur glücklicherweise ganz einfach in Vergessenheit. Bei manchen blieb das dann auch so, andere versucht man mit Gewalt heute wiederzuentdecken.

Letzteres gelingt mitunter recht gut, da die Musik der Schmierfinken des Barock oder der Klassik für den Musikliebhaber ja trotzdem nett klingen kann, während wir uns bei zeitgenössischer Musik auch akustisch in einem ganz anderem Umfeld wiedersehen. Über diese Problematik könnte man stundenlang philosophieren, nur um dann zu keinem erkenntnisbringenden Ergebnis zu gelangen. Doch, um zum ursprünglichen Thema zurückzukehren, welche Voraussetzungen muss ein angehender Komponist mitbringen, um sich nicht in die lange Schlange der Stümper einzureihen?

 

Ein guter Komponist muss etwas zu sagen haben.
Natürlich sind Technik und Handwerk von großer Bedeutung. Aber beides darf nicht zum Selbstzweck verkommen. Genau so wenig wird aus einem Komponisten mit guten Ideen automatisch ein guter Komponist. Das Erlernen des Handwerks ist unabdingbar.

Doch niemand hört gerne einen Menschen reden, der nichts zu sagen hat. Und genau das ist es doch, was der Komponist durch die Musiker vollführt. Er spricht zu uns. Er will uns von etwas überzeugen.
Fehlt dem Menschen nun diese Eigenschaft, nämlich die Fähigkeit etwas mitteilen zu können beziehungsweise auch etwas mitzuteilen zu haben, sollte er kein Komponist werden. Aber, und das ist mindestens genau so wichtig, sollte er genau so wenig ein ausführender Musiker werden. Auch wenn er über die entsprechenden technischen Fertigkeiten verfügt.
Vielleicht ist letzteres sogar noch wichtiger. Denn ein schlechter Komponist schadet vor allem sich selbst. Er verliert Lebenszeit, die er angemessener verbringen könnte. Und ist gerade die Lebenszeit nicht das Wertvollste, das wir (nicht) besitzen?

Ein ausführender Musik hingegen, der nichts zu sagen hat, schadet der gesamten Musikwelt einschließlich des Komponisten ungemein.

 

Deswegen möchte ich abschließend festhalten: Wenn du nicht das Bedürfnis verspürst dich durch Musik auszudrücken und dein Publikum auf diesem Weg von etwas zu überzeugen, solltest du es einfach bleiben lassen. Ein Musikstudium (vor allem als Komponist, wenn ernstgenommen) ist mit großen Anstrengungen verbunden. Und, um einen befreundeten Komponisten zu zitieren: “Musik kann auch ein schönes Hobby sein”.

 

(Wenn du allerdings tatsächlich etwas zu sagen hast, soll dich dieser Beitrag zur Komponistenlaufbahn ermutigen. Zumindest aber war es meine Intention, dich zur Auseinandersetzung mit diesem Thema anzuregen. Und wenn du dir vorher schon sicher warst diese Laufbahn einzuschlagen, erfährst du aus dieser Auseinandersetzung sicherlich eine zusätzliche Bestätigung.)