Es war mir ein auf und ab mit Weezer, wobei der Abwärtstrend bei den letzten Alben eindeutig überhand nahm. Eigentlich konnte mich „Make Believe“ (2005) schon nicht einmal nicht überzeugen. Songs wie der Opener „Beverly Hills“ trugen maßgeblich dazu bei (mal ernsthaft, Rivers, was sollte das sein?). Natürlich gab es den einen oder anderen guten Moment (zB. „Hold Me“), die Abrechnung erfolgte aber stets zuverlässig („We Are All on Drugs“).
Den nachfolgenden Alben schenkte ich wenig Beachtung, gelegentliches Probehören quer durch die Bank endete stets nach wenigen Minuten mit einem „Aha. Naja.“.
Zehn Jahre später („Everything Will Be Alright In The End“ erschien bereits 2014, aber ich habe mich erst jetzt überwunden, Weezer erneut genauer unter die Lupe zu nehmen) frage ich mich also, was ist aus der vierköpfigen Formation geworden, denen wir Klassiker wie „Undone“, „El Scorcho“, „Say It Ain’t So“, „Knock-Down Drag-Out“ verdanken?
Nun, es klingt, als versuchte Weezer schlussendlich wieder wie Weezer zu klingen. Ein interessantes Experiment mit sehr gemischten Resultaten.
Optimistisch und mit schweren Gitarrensounds eröffnet „Ain’t Got Nobody“ das Album. Erster Eindruck: Yeah, Weezer ist wieder da! Etwas anders, aber durchaus stimmig und Lust auf mehr machend. Ein klein wenig erinnert der Sound an „Maladroit“. Fast schon wie ein Befreiungsschlag klingt es, als die Band den Refrain gegen Ende augmentiert von sich singt.
Gleich danach eine weitere Reminiszenz: River’s Gesang erinnert in „Back To The Shack“ ein klein wenig an „Beverly Hills“. Ganz so schlimm ist es dann doch nicht, meine Lieblingsnummer wird’s dann aber trotzdem nicht werden.
Dagegen wirkt das Anfangsriff von „Eulogy For A Rock Band“ gleichermaßen simpel wie catchy. Auch der Refrain will zunächst gefallen, gleitet in seinem zweiten Teil allerdings leicht ins Banale ab und unterliegt durch die Wiederholungen einer kräftigen Abnutzungserscheinung. Es fehlt ihm einfach an Raffinesse, als dass man ihm so oft hören möchte. Im Großen und Ganzen ist’s dann aber doch ein recht stimmiger Weezer-Song. Wenn auch nicht der Beste.
„Lonely Girl“ kann als durchaus nett beschrieben werden, auch wenn das Hauptriff einen recht hohen Nervfaktor aufweist (I-III-IV-V gibt nunmal halt nicht viel her, und für eine Spaßnummer müsst’s schneller sen).
Das darauf folgende „I’ve Had It Up To Here“ macht allerdings von Anfang an Spaß und verbreitet durch die zu Beginn rhythmisch und melodisch nicht-trivialen Vocals Rivers’ gute Laune. Ein kontrastierender Mittelteil hält den Song zusammen, der anschließende Refrain, der erneut Stabilität vermittelt, beginnt trotz seiner Einfachheit nicht zu nerven, da er einfach zu gut gelaunt daherkommt. Nur das Ende mag nicht recht überzeugen. Eine Wiederholung des Refrain, gesungen von der Band, mit darüberliegenden Einwürfen Rivers’ samt einem (bitte nicht schlagen!) Fade-Out hätte eine wesentlich bessere Wirkung erzielt!
„The British Are Coming“. Naja, wenn sie meinen. „Make Believe“ lässt grüßen.
„Da Vinci“ entwickelt die begonnene Banalität nun konsequent in Form eines einfachen (sehr einfachen. sehr sehr einfachen) Gitarrenriffs weiter. Das Riff von „El Scorcho“ war ebenfalls simpel, aber nicht derart stupide klingend und wesentlich cooler. Der Refrain reißt’s auch nicht raus.
Bei „Go Away“ handelt es sich um ein nettes Duett (R.Cuomo, B.Cosentino) im Gewand der 50er Jahre. Sehr melodisch und balladenhaft. Es steht im Album an der richtigen Stelle und leidet lediglich an der Schwäche der umgebenden Songs.
„Cleopatra“ klingt abermals mittelmäßig (zumindest im Refrain), der eingeschobene 5/4-Takt vermag den Song leider nicht zu retten. Er wirkt aufgesetzt. Stellenweise ist der Song aber durchaus in Ordnung. Was ich von den eingeschobenen „ägyptischen“ Skalen halten soll weiß ich noch nicht so recht. Klischee? Kitsch? Oder schon wieder cool? Die Zeit wird es zeigen.
Das deutlich härtere Riff „five, ten, fifteen, twenty..“ schadet dem Song aber keineswegs. Ganz im Gegenteil.
„Foolish Father“. Das Album nimmt Fahrt auf. Klingt ernster. Und das im letzten Drittel. „Forgive your foolish father“ singt Rivers versöhnlich, und bezieht sich dabei auf den Vater eines uns unbekannten Mädchens/Frau. Sehr melodisch über weite Strecken mit starken pentatonischen Einflüssen in den Strophen und gelegentlich dazwischen.
Die Songs Nr. 11-13 sind schlussendlich Teil eines Ganzen, wobei „1.The Waste Land“ stark dramatisiert, aber rechtzeitig die Kurve kratzt und teilweise sogar an das Blaue Album („Only In Dreams“) erinnern mag, wenn auch entfernt.
„Anonymous“ stellt das Zentrum der Trilogie dar und startet ruhig, klavierlastig. Es folgt ein durchaus solider Song mit balladenartigen Einflüssen. Teile des Gitarrensolos lassen mich an „Maladroit“ („Dope Nose“) denken, das ist aber vielleicht etwas weit hergeholt.
Etwas „mehr“ hätte ich mir dann an dieser Stelle schon gewünscht. Auch wenn der Song versucht, gegen Ende Upbeat zu sein.
Als den persönlichen Höhepunkt des Albums empfinde ich „Return To Ithaka“, welches dieses auch abschließt. Der Aufbau mit den nacheinander einsetzenden Instrumenten, die stets dasselbe Riff spielen, die Art des Arrangement rufen sofort Erinnerungen an die zweite Hälfte von „Only In Dreams“ wach.
Doch die Nummer endet mit einem abartig geilen (Verzeihung) Sweep-Arpeggio in der Gitarre. Hat Rivers etwa geübt? Bitte mehr davon!!
Klingt dieses kurze Review über große Stellen etwas negativ? Vielleicht. Sehe ich das Album negativ? Keineswegs. Die großartigen „Weezer-Momente“ sind da, und die Band weiß hoffentlich auch, an welchen Stellen. Sie haben’s also immer noch drauf. Hoffentlich bauen sie im nächsten Album genau darauf auf.
„Everything Will Be Alright In The End“ ist bestimmt nicht das beste Album der Band (bei weitem nicht), nach einer langen Durststrecke zeichnet sich allerdings erstmals wieder ein Aufwärtstrend ab.